Gründung der Bürgergarde – die Anfänge

Die Bürgergarde Millstatt besteht seit dem 15. Jahrhundert. Im Jahr 1469 übergab Kaiser Friedrich III. (1415 – 1493) die Herrschaft Millstatt an dem von ihm gegründeten St.-Georgsritter-Orden.
Der Orden wurde vom Kaiser beauftragt, Kärnten gegen die Einfälle der Osmanen mit einer eigenen Streitmacht zu beschützen.

Rathaus Millstatt am See

Er erwartete, dass die Ordensritter eine Streitmacht von 3000 – 4000 Mann zusammenstellten. Diese Erwartung wurde bitter enttäuscht. Auf dem Ritterorden lastete ein großer Schuldenberg und nur mit großer Mühe konnte der tägliche Eigenbedarf der Ordensleute gestillt werden. Für die Aufstellung einer großen Streitmacht blieb kein Geld mehr. Trotz eifriger Bemühung brachte es der Ordenskonvent Ende des 15. Jahrhunderts nur auf ca. 15 Mitglieder.

Aus dieser Not heraus kam man auf die Idee, aus den Männern des Ortes und der Umgebung einen eigenen Schützenkorps zu schaffen, ihn zu bewaffnen und für den Kampf auszubilden.
Die Männer wurden jedes Jahr im April und November zu einer jeweils zweiwöchigen „Waffenübung“ in das Stift einberufen.

Stift Millstatt

Die St. Georgsritter hofften, mit diesem Schützenkorps im Ernstfall wenigstens ihre Ordensburg verteidigen zu können. Als die Türken 1478 Spittal plünderten und auch durch Millstatt zogen, konnten die Schützen zwar das Ordensschloss Millstatt verteidigen, die Verwüstungen in der Umgebung konnten nicht verhindert werden.
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Unter den Jesuiten

Nach der Auflösung des St.-Georgsritter-Orden übergab Erzherzog Ferdinand II. (1578 – 1637) im Jahr 1598 die Herrschaft Millstatt dem Jesuitenorden. Die Jesuiten sollten von Millstatt aus in Oberkärnten die Gegenreformation durchführen. Während der Jesuitenherrschaft blieb eine aktive Schützengarde in Millstatt bestehen. Eine aus dem Jahr 1670 erhaltene Schützenordnung gibt Einblick in die Organisation der Schützen und die Bestimmungen des damaligen Preisschießens.
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Vom Bauernaufstand bis zur Napoleonischen Herrschaft

Die Schützengarde griff während des Bauernaufstandes gegen die Grundherrschaft nicht aktiv in das Kampfgeschehen ein. Zum Schutz des Marktes gründeten die Millstätter mit höchster landesfürstlicher Erlaubnis ein richtiges Bürgerkorps.
Kaiser Karl VI. schränkte die Privilegien stark ein und erst unter seiner Nachfolgerin, Maria Theresia (Regierungszeit: 1740-1780), erhielt das Schützenkorps besondere Rechte und wurde privilegiert.

Tafel an der Stiftskirche

Tafel an der Stiftskirche

Während der napoleonischen Zeit wurde das Bürgerkorps verboten. Die Franzosen duldeten keine wehrhaften Gruppen.
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Neuordnung und Marsch in die „neuen Zeiten“

Nach der napoleonischen Herrschaft und der Neuordnung Europas (1815) begann die Existenz der Millstätter Bürgergarde erst wieder im Jahr 1837. Bürger von Millstatt spendeten für die Neuausstattung eines bewaffneten Bürgerkorps. Die Garde wurde in der gegenwärtigen Form aufgestellt, uniformiert und bewaffnet und mit einer Musikkapelle verbunden.

Bei der Auferstehung, zu Fronleichnam und am Geburtstag des Kaisers wurden Salven und Böllerschüsse abgefeuert.

Im Jahr 1902 war der Bestand der Millstätter Bürgergarde neuerlich ernsthaft gefährdet. Die Garde besaß zu diesem Zeitpunkt keine vom „Allerhöchsten Orte genehmigten Statuten“ und sollte deshalb aufgelöst werden. Durch den Landtagspräsidenten von Kärnten erhielt die Bürgergarde einen Aufschub und konnte die Statuten nachreichen.

Stiftskirche Millstatt am See

Stiftskirche Millstatt am See

1904 wurden die Statuten in Wien genehmigt und der Fortbestand der Garde war gesichert. 1938 wurde die Bürgergarde von Amts wegen aufgelöst.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zeigte sich die Bürgergarde 1949 wieder in der Öffentlichkeit.

Fotos: (c) fotopola